Folgendes Szenario: Ein Kraftfahrzeug kommt von der Straße ab und kollidiert mit einem Hindernis. Standardmäßig öffnen sich in einem solchen Fall automatisch die Airbags des Fahrzeugs und das In-Vehicle System (IVS) sendet ebenfalls automatisch oder bei Bedarf per Knopfdruck einen 112-Notruf an eine Notruf- und Service-Leitstelle. Dabei werden nicht nur der GPS Standort des Fahrzeugs, sondern auch die Fahrtrichtung, die Anzahl der Passagiere sowie verschiedene Arten von Sensordaten des Fahrzeugs mit übertragen, um es Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten so einfach wie möglich zu machen, den genauen Unfallort zu bestimmen und schnell vor Ort zu sein.
Dieser Prozess ist der sogenannte eCall. Seit dem Jahr 2018 sind IVS, die den eCall unterstützten von der Europäischen Union gesetzlich für Kraftfahrzeughersteller vorgeschrieben. Jedoch haben sich seit der Einführung von eCall im Jahr 2018 die Mobilfunknetze grundlegend weiterentwickelt und 3G wird im europäischen Ausland bereits sukzessive deaktiviert. Deshalb wird mit dem Next Generation Emergency Call (NG eCall) sichergestellt, dass auch zukünftig Notrufe aus Fahrzeugen über 4G/LTE und 5G mittels VoIP-Technologie (Voice over Internet Protocol) erfolgen können. Konkret müssen ab dem 01. Januar 2026 alle neuen Fahrzeugtypen auf Europas Straßen und auch alle europäischen Notrufleitstellen den NG eCall unterstützen.
Um sicherzustellen, dass alle für den NG eCall notwendigen Komponenten – von Fahrzeug- und Netzwerkkomponenten bis hin zu den Leitstellen – zuverlässig und interoperabel funktionieren, hat das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) in Kooperation mit der European Emergency Number Association (EENA) vom 10. bis 13. Juni die „Next Generation eCall Plugtests™ 2025“ durchgeführt. Im Rahmen dieser in Bonn von der Deutschen Telekom ausgerichteten Veranstaltung konnten mehr als 100 Teilnehmer – von Automobilherstellern und -zulieferern bis hin zu Notrufausrüstern und Systemkomponentenanbietern – Interoperabilitätstests zwischen IVS und Leistellensystemen durchführen.
Die Tests orientierten sich an der Spezifikation ETSI TS 103 683 für Next Generation eCall High Level Application Protocol (HLAP) Interoperability Testing und wurden in einer realen, kommerziellen und öffentlichen Mobilfunk- und Festnetzumgebung durchgeführt, die von der Deutschen Telekom dafür bereitgestellt wurde. Unter anderem wurden beispielsweise Szenarien wie eine Veränderung des Notfallstandorts oder die direkte Kommunikation der Leitstelle mit einem IVS am Unfallort getestet.
Gemeinsam mit Intersys haben wir an den Tests teilgenommen und eine NG112-basierte Vermittlung von NG eCalls gezeigt. NG112 ist eine moderne, flexible und zukunftssichere Architektur für Notrufe in Europa, die auf IP-Technologie und Session Initiation Protocols (SIP) basiert und von der ETSI spezifiziert wird. In der Schweiz setzt unser Kunde Swisscom beispielsweise bereits auf NG112 für die zuverlässige Vermittlung von Notrufen in seinem Netz und nutzt dafür das Emergency Service Routing Proxy (ESRP) und das E-Call Modem von CreaLog sowie den Location Information Server (LIS) von Intersys.
“Die Veranstaltung bei der Deutschen Telekom setzte ein gutes Zeichen für die effektive und kooperative Zusammenarbeit von verschiedenen Herstellern zur Verbesserung von Notrufen in Deutschland“, sagt Johannes Beck, Presales und Product Manager bei CreaLog.
Weitere Informationen zu unseren Lösungen für Notrufe finden Sie hier.
Den Testreport der “Next Generation eCall Plugtests™ 2025”, veröffentlicht durch die ETSI, finden Sie schon bald hier! Bleiben Sie dran!